Andrang am Thuner Haustrail und wie es zum Trail kam

Je unklarer die Pandemie-Situation bleibt, desto wichtiger wird das regionale Angebot an Freizeitaktivitäten. Das ist einleuchtend und zeigt sich auch am Besucherandrang auf den neugebauten Trails. Allein im Frühling 2020 benutzten im Schnitt täglich 250 BikerInnen den neuen Rabenfluh Trail.

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Corona bringt Bikewelt in Schwung

Der Bikesport boomt. Velohändler berichten von steigender Nachfrage an Bikes und E-Bikes während der Pandemie. Die Menschen wollen sich bewegen, und das am liebsten vor ihrer Haustür. Keine langen Anreisen. Mit den Thuner Haustrails wird die Möglichkeit, nach Feierabend noch eine Abfahrt zu machen, Realität. Ohne lange Anreise aufs Bike zu steigen, wird je länger je mehr geschätzt. Dank der einfachen Trails zeigt sich eine grosse Breite von Nutzern. Erfahrene Enduro und Cross Country Fahrer, Downhiller und Freerider welche auch von weiter her anreisen. Man trifft viele Einsteiger und Wiedereinsteiger. Wer vorher im Fussball oder Schwingverein war packt zu Corona Zeiten sein verstaubtes Bike aus dem Keller. Umso besser wurde pünktlich im Frühling 2020 der langjährige Traum eines Trailcenters in Thun Wirklichkeit. Was es dafür brauchte erzählt Jérôme Hunziker.

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Nicht von heute auf morgen

Dass so ein Projekt nicht von heute auf morgen entsteht, erklärt Jérome Hunziker, der als Projektleiter jedes Schrittchen begleitet hat. Eine lange und komplexe Angelegenheit, mit vielen Involvierten, verschiedenen Interessensgruppen. Einwohnergemeinde, Burgergemeinden, verschiedene Ämter des Kantons, Grundeigentümer etc.

Dennoch eine lösbare Aufgabe, versichert Jérome Hunziker, und die erfreuliche Realisierung der Trails bestätigt dies. Verträge müssen ausgehandelt werden, es gibt einen Nutzungsvertrag, als Verein, als Firma oder als Betreiber, einen Haftungsausschluss für den Grundeigentümer, ist aber alles lösbar, so Hunziker. Wie sieht es mit der Haftung aus, das sei immer das erste, was die Leute wissen wollten.

Nächster Schritt: Zum Kanton, wo entweder ein Vorantrag oder direkt ein Baugesuch eingereicht wird. Dann werden die einzelnen Amtsfachstellen eingeschaltet und haben die Möglichkeit, eine Stellungnahme zu machen. Das betrifft zum Beispiel das Fischereiinspektorat bei Gewässern, das Jagdinspektorat, das Amt für Naturförderung und so weiter. Das Ganze wird vom Regierungsstatthalter, kantonsintern, koordiniert.

Als Gesuchsteller erhält man die Fachberichte, Stellungnahmen, anhand deren Anpassungen gemacht werden. Begehungen mit Experten werden organisiert. Dann werden gewisse Änderungen oder Ersatzmassnahmen diskutiert, je nach dem kommt es zu einer Interessenabwägung, beispielsweise beim Queren eines Naturschutzgebietes, falls keine andere Möglichkeit zum Tragen kommen kann.

Das ist immer noch ein junges Thema, und obwohl der Kanton bei der ersten Realisierung viele Erfahrungen gemacht hat, hat das die Realisierung des zweiten Trails leider nicht vereinfacht, da innerhalb von zwei Jahren viele Wechsel unter den Mitarbeitern des Kantons stattfanden, und viele nicht wussten, wie man vorgegangen war.

Ein langer Prozess, 5-10 Jahre muss man schon rechnen. Auch auf Seite Flying Metal ist noch ein Lernprozess im Gang. In Sissach und Arlesheim, in Marbachegg, aber auch in Davos und am Wiriehorn wurden vergleichbare Trails gebaut. Da können wir glücklicherweise auf eine breite Erfahrungspalette zurückgreifen, meint Jérôme Hunziker. Der Unterschied hier liegt darin, dass wir sonst eher im Auftrag tätig waren. Also für eine Organisation, die das alles geregelt hat, die Bewilligungen, Verträge etc.

Bei diesem Trail haben wir alles von A bis Z selbst gemacht, bis hin zu Betrieb, Unterhalt, Verein gründen. Deshalb ist das ganze Projekt auch als eine Art Synergie, fliessend zwischen Bikepark Thunersee und Flying Metal GmbH, entstanden.

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Trend geht weiter

Was sich zeigt: Trails in direkt umliegender Agglomerationen werden durchs Jahr wohl mehr genutzt als Trails in touristischen Regionen. Wir rechnen damit, dass sich dies auch in den nächsten Jahren nicht ändert. Dies zeigt auch der Trend verkaufter Bikes und E-Bikes, sowie die Sportstudie Schweiz, welche besagt dass mehr Leute regelmässig aufs Bike steigen als Fussball spielen. Wollen Gemeinden das Thema „inoffizielle Strecken“ angehen müssen legale Strecken entstehen, welche einer breiten Nutzergruppe Spass bereiten. Wir wollen Gemeinden und Interessensgemeinschaften motivieren, legale Strecken zu bauen und geben unsere Erfahrungen gerne weiter.